Der didaktische Ansatz

Ein Beispiel

"Wir untersuchen einen Bach"

Die Gesamtdarstellung eines Projektes zu Fließgewässeruntersuchung

Im Rahmen des BLK-Modellversuches "Integrierte Umwelterziehung in der Schule" entstand die Schrift:

Erwin Schorr (1989): Wir untersuchen einen Bach. Heft 3 Schriftenreihe Saarländische Beiträge zu pädagogischen Praxis. Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM). Saarbrücken, 1989, 112 S. (vergriffen)

Im Jahre 1989 wurde sie in der Reihe "Saarländische Beiträge zu pädagogischen Praxis 3" veröffentlicht.

In dieser Zeit wurden die Lehrpläne für die Gymnasien des Saarlandes überarbeitet. Dabei wurde im Modul "Ökologie" der Grund- und Leistungskurse der "Reformierten Oberstufe Saar" erstmals das Ökosystem "Fließgewässer" als zentrales Element aufgenommen. Verpflichtend vorgeschrieben wurde dabei auch die Arbeit im Gelände, d.h. Fließgewässeruntersuchungen vor Ort im Rahmen des Kursunterrichtes.

Seither ist die Fließgewässerökologie Abiturprüfungsstoff im Fach Biologie des saarländischen Zentralabiturs.

Diese Schrift diente als Grundlage sowohl für die dafür notwendige umfangreiche Lehrerfortbildung als auch für den Unterricht in den Gymnasien des Saarlandes.

Sie beschreibt einerseits modellhaft den Ablauf eines mehrjährigen Projektes in einer Umwelt-AG des Geschwister-Scholl-Gymansiums, Lebach, andererseits enthält sie umfangreiches Material (Grundlageninformationen, Arbeitsblätter, Bestimmungsschlüssel, Anleitungen für die Arbeit im Gelände, usw.), das es Lehrerinnen und Lehrern ermöglicht, sich in die Materie einzuarbeiten und sie in Unterricht oder AGs umzusetzen.

Seit Veröffentlichung dieser Schrift haben sich der wissenschaftliche, behördliche und schulische Umgang mit Fließgewässern rasant weiter entwickelt. Weiterentwickelt wurden insbesonders auch die Bewertungssysteme für die Güte von Fließgewässern. Auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse änderten sich Parameter für die Bewertung, z.B. die Sprobienindices verschiedener Bioindikatoren. Folge davon ist, dass in dieser Schrift verwendete Daten u.U. nicht mehr auf dem aktuellen Stand sind.

Links zum Download:

Teil 1: Projektbeschreibung und Anleitungen

Teil2: Anhang mit Arbeitsmaterialien, Tabellen usw.

Teil3: Bestimmungschlüssel für die makroskopisch-biologische Wassergütebeurteilung

Warum Fließgewässer im Unterricht?

Sie sind omnipräsent

Fließgewässer

  • prägen alle Landschaftsräume,
  • haben vielfältige Funktionen im Naturhaushalt,
  • sind besonders reich an spezialisierten Tier- und Pflanzenarten,
  • verbinden vielfältige Lebensräume miteinander,
  • sind weiterhin ernsthaft bedroht durch:
    • Begradigung,
    • Eutrophierung,
    • Klimawandel,
    • Einwanderung fremder Arten,
    • usw.

Sie eignen sich als exemplarische Ökosysteme

Wegen ihrer Omnipräsenz und Vielfalt sind Fließgewässer hervorragend geeignet, exemplarisch die ökologische Prinzipien aufzuzeigen, z.B.

  • vielfältige biotische und abiotische Umweltfaktoren,
  • Zusammenwirken von Umweltfaktoren,
  • Angepasstheit an den Lebensraum,
  • Bioindikatoren und Bioindikation,
  • Belastung und Schutz von Ökosystemen.

Zum Entwickeln von Umweltbewusstsein

Sie eignen sich besonders, Umweltbewusstsein zu wecken und weiter zu entwickeln, weil sie

  • auf viele Menschen große Faszination ausüben,
  • einen Großteil der Menschen unmittelbar berühren,
  • sehr vielfältig sind und in ihrem Längsverlauf sehr variabel,
  • durch persönliches Erleben berühren und betroffen machen können.

Wegen didaktischer Vorteile

Sie haben didaktische Vorteile, z.B. durch

  • hohe Motivation der Schüler/innen,
  • beste Voraussetzungen für fächerverbindendes Arbeiten in Biologie - Geographie - Chemie - Politik,
  • Schulung unterschiedlicher naturwissenschaftlicher (prozessbezogener), sozialer und kommunikativer Kompetenzen,
  • i. d. R. gute Erreichbarkeit für die Arbeit im Gelände.

Schulung naturwissenschaftlicher Kompetenzen

Was sind "prozessbezogene" Kompetenzen?

dazu zählen: beobachten - beschreiben - untersuchen - analysieren - beurteilen - erklären - bewerten

Beispiele:

  • beobachten und beschreiben/kartieren, z. B.
    • des Zustandes einer Probestelle oder einer Gewässerstrecke auf Ausbauzustand, Bodenbeschaffenheit, Bewuchs, Beschattung, anthropogene Veränderungen,
    • beobachten von Lebewesen im Gewässer bzw. in den abgesammelten Proben,
    • beschreiben von deren Angepasstheit an das jeweilige Habitat,
  • untersuchen und analysieren von Proben, z.B.
    • abotischer Parameter im Rahmen der chemisch/physikalischen Gewässeruntersuchung,
    • von Bioindikatoren im Rahmen der biologischen Gewässergütebestimmung,
  • beschreiben der Abhängigkeiten abiotischer Faktoren untereinander, z. B.
    • Sauerstoffgehalt des Wassers,
    • Lichteinfall,
    • Korngröße des Sediments,
    • Gefälle,
    • Strömungsgeschwindigkeit,
  • beurteilen der Wechselwirkungen, z.B.
    • zwischen Organismen und unbelebter Materie sowie
    • zwischen Organismen untereinander,
  • erklären der Selbstregulation im Fließgewässer, z.B.
    • die Selbstreinigungskraft eines Gewässers bzw. einer Selbstreinigungsstrecke,
    • das biologische Gleichgewicht,
  • bewerten natürlicher und anthropogener Belastungsfaktoren für ein Fließgewässer, etwa die Belastungen durch
    • organisches Material, z.B. Laubstreu, Aufwuchs von submersen und emersen Pflanzen,
    • Abwässer aus Kläranlagen oder landwirtschaftlichen Betrieben,
    • Düngereintrag.

Mehr dazu: MNU: Grundbildung in den naturwissenschaftlichen Fächern – Basiskompetenzen

Didaktische Ziele in den Lehrplänen des Gymnasiums

Im Rahmen der Untersuchung eines möglichst naturnahen Fließgewässers bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, sowohl Eigeninitiative und Teamarbeit zu fördern als auch fachspezifische Denkweisen und Forschungsmethoden der Biologie zu erlernen.

Der wasserrechtliche Rahmen

Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie

Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie vom 23. Oktober 2000 vereinheitlicht den rechtlichen Rahmen für die Wasserpolitik innerhalb der EU und bezweckt, diese stärker auf eine nachhaltige und umweltverträgliche Wassernutzung auszurichten.

Das Wasserhaushaltsgesetz

Das Wasserhaushaltsgesetz vom 31.7.2009 bildet den Hauptteil des deutschen Wasserrechts. Es enthält Bestimmungen über den Schutz und die Nutzung von Oberflächengewässern und des Grundwassers, außerdem Vorschriften über den Ausbau von Gewässern und die wasserwirtschaftliche Planung sowie den Hochwasserschutz.

Die Landeswassergesetze

Die Landeswassergesetze sind Gesetze der Bundesländer in Deutschland, die Gewässer betreffen (Schutz, Nutzung, Wasserversorgung, -entsorgung, Gewässereinteilung) und die wasserrechtlichen Vorschriften des Bundes ergänzen und konkretisieren. In der seit dem 1. März 2010 geltenden Fassung stellt das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) des Bundes eine Vollregelung dar. Die Länder können im Rahmen der konkurrierenden Gesetzgebung in den Landeswassergesetzen (LWG) nur noch teilweise Abweichungen festlegen und Öffnungsklauseln des WHG nutzen.